Künstliche Intelligenz verändert die Wahrnehmung unserer Arbeit

Eines der etabliertesten und am meisten genutzten Modelle in Bezug auf Arbeitsmotivation und die Beeinflussung durch innere und äußere Faktoren ist das sogenannten Job Demands-Resources Modell. Dieses Modell kann auf jede Arbeitstätigkeit angewendet werden und beinhaltet drei zentrale Annahmen.

  1. Die Merkmale aller Arbeitstätigkeiten lassen sich in zwei Kategorien einordnen. Dies sind Arbeitsbelastung (Job Demands) und Arbeitsressourcen (Job Resources).
  2. Jede Kategorie stößt einen eigenen Prozess an. Im Falle der Arbeitsbelastung ist das der Prozess der Gesundheitsbeeinträchtigung. Arbeitsressourcen hingegen bedingen einen motivatonalen Prozess.
  3. Beide Arbeitsmerkmal-Kategorien haben nicht nur eigenständige Effekte auf das Wohlbefinden, sondern interagieren miteinander.

Wie verändert Künstliche Intelligenz die Arbeitsmotivation?

Wir betrachten das Modell vor der Fragestellung, ob und wie nun Künstliche Intelligenz in ihren verschiedenen Formen und Anwendungen Auswirkungen auf die Arbeitsbelastungen und auf die Arbeitsressourcen haben wird. Wenn wir die Antworten auf diese Fragen finden, haben wir einen Leitfaden für die Implementierung und die laufende und kontinuierliche Nutzung von Künstlicher Intelligenz und die Förderung von Motivation und Leistung bei den Mitarbeitern im Unternehmen, die mit dieser Künstlichen Intelligenz kooperieren.

Arbeitsbelastungen werden definiert als „those pysical, social and organizational aspects of the job that require sustained physical and psychological (i.e. cognitive or emotional) effort, and are therefore associated with certain physiological and psychological costs“. (Demerouti, Bakker, Nachreiner et al., 2001, S.501) Arbeitsbelastungen sind negativer Natur und wirken belastend, wenn die Bewältigung von Arbeitsanforderungen großer Anstrengungen bedarf und sich Mitarbeiter nicht mehr ausreichend davon erholen können. Es gibt neben den quantitativen auch qualitative Belastungen wie etwa emotionale Belastungen oder Inter- und Inner-Rollenkonflikte.

Hier stellt sich die Frage, ob und wie KI Technologien die Arbeitsbelastungen verringern könnten. Vor allem bei standardisierten und körperlich anspruchsvollen Prozessen liegt das nahe. Andere, vor allem geistig anstrengende Tätigkeiten können dagegen wohl nicht von autonomen Systemen oder selbstlernenden Netzen übernommen werden. Vor allem wenn es um Empathie, individuelle Kommunikation und Kreativität geht. Das kann dann an diesen Stellen beziehungsweise bei diesen Tätigkeiten dazu führen, dass die Arbeitsbelastungen dort für Menschen ansteigen, wenn leistungsfähige autonome und lernende Systeme eingesetzt werden. Ebenso kann es sowohl zu neuen emotionalen Erleichterungen wie auch Belastungen kommen. Wenn zum Beispiel Intelligente Agenten Kundenkommunikation in weiten Teilen übernehmen, kann das Mitarbeiter emotional entlasten.

Gleichzeitig kann es aber auch neue emotionale Belastungen geben, wenn Mitarbeiter sich KI Technologien unterlegen oder gar ausgeliefert fühlen. Und es kann Inner- und Inter-Rollenkonflikte geben, wenn die Prozesse Unternehmen und damit auch die Organisation durch den Einsatz von KI verändert wird.

Was brauchen die Menschen für den neuen Umgang mit KI? 

Die Arbeitsressourcen werden definiert als körperliche, psychologische, soziale und organisationale Aspekte der Arbeit, die

  1. Funktionell sind für das Erreichen von arbeitsbezogenen Zielen;
  2. die Arbeitsbelastungen und die damit verbundenen körperlichen und psychologischen Kosten minimieren und
  3. die persönliche Entwicklung und Lernen stimulieren.

Auch hier stellt sich die Frage, wo und wie KI diese Ressourcen beeinflussen kann und sollte. Prinzipiell können KI Technologien auf alle drei genannten Ziele einzahlen:

  • KI kann dabei helfen, Ziele schneller und einfacher zu erreichen,
  • kann die körperlichen und mentalen Kosten in jeder Hinsicht minimieren und
  • zwingt die kooperierenden Menschen geradezu zu ständigen Lernen.

 

Gleichzeitig wissen wir aber auch aus der Theorie der Ressourcenhaltung, dass Menschen dazu neigen die eigenen Ressourcen zu schützen und danach streben, neue aufzubauen. Das Streben danach, neue Ressourcen aufzubauen und vorhandene zu wahren kann Menschen in Stresssituationen versetzen.

Wir wir bereits beschrieben haben, bringt der Einzug von KI in Organisationen und Prozesse es unweigerlich mit sich, dass neue Ressourcen und Kompetenzen aufgebaut werden müssen und andere dagegen nicht zu wahren sein werden.

Das wird also unweigerlich großen Stress bei Mitarbeitern wie bei Führungskräften verursachen. Dieser Stress kann und muss aber positiv kanalisiert und genutzt werden. Mit unserem Konzept des Leading Intelligence Mindset (LIM) haben wir eine Führungsphilosophie genau dafür entwickelt.

Arbeitsressourcen erhöhen zudem die Selbstwirksamkeitserwartung des Mitarbeiters (Reis & Gable, 2000). Dieses Gefühl einer Person bezüglich ihrer Möglichkeiten des eigenen Wirkens und Bewirkens beeinflusst ihre Wahrnehmung, ihre Motivation und ihre Leistung.

KI Technologien werden dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit unweigerlich verändern, weil smarte Maschinen nämlich Aufgaben von Menschen übernehmen und damit die Wahrnehmungswirkung verschieben.

Zudem sind die Prozesse in selbstlernenden Systemen ab einem bestimmten Level der Abstraktion und der Komplexität nicht mehr nachvollziehbar. Was hier durch die Maschine oder den Algorithmus warum wie bewirkt wird – und nicht mehr durch den Menschen – ist also weder intellektuell noch emotional wirklich von Menschen zu verstehen. Das hat Rückwirkungen auch auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern nach Autonomie, nach Kompetenz und menschliche Nähe.

KI Einführungen bedeuten Change Management in einer neuen Dimension

Mit dem richtigen Verständnis und dem passenden Management- und Change-Ansatz können diese Herausforderungen aber gemeistert werden. Und zwar indem neue KI-Ressourcen an den richtigen Stellen eingesetzt werden und indem Unternehmer und Führungskräfte den „Faktor Mensch“ gerade bei diesen Technik getriebenen Veränderungen besonders beachten und betonen. Das hat mit dem sogenannten „Puffer-Effekt“ zu tun. Hierbei dämpfen Arbeitsressourcen den Einfluss von Arbeitsbelastungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit.

Mitarbeiter, die viele Ressourcen, beispielsweise soziale Unterstützung, Handlungsspielraum, Feedback zur persönlichen Leistung oder andere Entwicklungsmöglichkeiten haben, können besser auf Arbeitsbelastungen, wie Zeitdruck oder emotionale Belastungen, reagieren und diese bewältigen.

Zudem ist der positive Einfluss von Arbeitsressourcen auf das Arbeitsengagement am höchsten, wenn die Arbeitsbelastungen hoch sind. Es wird also darum gehen, KI Technologien so einzusetzen und in Kooperation mit den Menschen in der eigenen Organisation zu bringen, dass diese Technologien als erleichternde Ressource verstanden und wahrgenommen werden.

Dann kann das volle Potenzial der neuen Art von Kooperation zwischen Mensch und Maschine auch realisiert werden.  Mit WeGoFive werden wir eine Beitrag genau dazu leisten.

Team WEGOFIVE
team@wegofive.net
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