Teamwork gewinnt! – Mensch und Maschine machen gemeinsam Quantensprünge möglich

1997 und 2005. Im erstgenannten Jahr 1997 verlor der Schachweltmeister Garry Kasparov erstmals gegen den damaligen IBM Supercomputer Deep Blue; eine Art Vorläufer vom heutigen KI System Watson. War dem Menschen wieder einmal eine Domäne von „intelligenten Maschinen“ entrissen worden, bei der sich zuvor keiner vorstellen konnte oder wollte, dass das passieren könnte?

2005 änderte sich die Lage. Die Hauptdarsteller im nächsten Kapitel der Geschichte Mensch und Maschine: Garry Kasparov und Computer. Anders als 1997 ging es jetzt aber nicht darum, Menschen gegen Computer spielen zu lassen. Bei diesem neuen „Freistil“-Turnier können die Teams jede Kombination von menschlichen und digitalen Spielern einbeziehen. Mit erstaunlichen Ergebnissen. „Die Mannschaften aus Mensch und Maschine dominierten sogar den stärksten Computer. Die Schachmaschine Hydra, ein schachspezifischer Supercomputer von Deep Blue, war kein ebenbürtiger Gegner für einen starken menschlichen Spieler, der einen relativ schwachen Laptop benutzte. Die Kombination aus menschlicher strategischer Führung und dem taktischen Scharfsinn eines Computers war überwältigend. Die Überraschung kam am Ende der Veranstaltung. Der Gewinner entpuppte sich nicht als ein Großmeister mit einem hochmodernen PC, sondern als ein paar amerikanischer Amateurschachspieler, die drei Computer gleichzeitig benutzten. Ihre Fähigkeit, ihre Computer zu benutzen und zu „coachen“, um Stellungen sehr ausgiebig zu überprüfen, konterkarierte sehr erfolgreich das überlegene Schachwissen ihrer Großmeistergegner und auch die größere Rechnerleistung anderer Teilnehmer. Schwacher Mensch + Maschine + bessere Methode war einem starken Computer allein überlegen, und noch bemerkenswerter, sie waren auch besser als ein starker Mensch + Maschine + schwächere Methode.“ (Garry Kasparov: The Chess Master and the Computer, New York Review of Books, 11. Februar 2010)

Menschen und Maschinen lösen Aufgaben unterschiedlich

Was bedeutet das? Menschen und Maschinen gehen an dieselbe Aufgabe nicht auf dieselbe Art und Weise an. Wäre das so, würden Computer und Algorithmen das menschliche Verhalten nachahmen, dann hätten sie mit ihrer überlegenen Optimierungsfähigkeit die Menschen schon längst überholt. Das ist aber nicht geschehen. Und es ist auch nicht absehbar, dass das in Zukunft so sein würde. Maschinen sind gut darin, eine Aufgabe besonders gut zu erfüllen, auf die sie beziehungsweise ihre (neuronalen) Netze hin trainiert worden sind. Stattdessen erkennen wir, dass der Mensch beim Schachspiel auf höchstem Niveau immer noch ein riesiges Potenzial realisieren kann, wenn der Mensch mit den Maschinen zusammen antreten kann und nicht gegen sie. Was bei komplexen Aufgaben wie dem Schachspiel gilt, dass gilt ohne Frage auch für komplexe und anspruchsvolle Aufgaben in modernen Unternehmen und Organisationen. Es kommt also darauf an, den richtigen Weg im Zusammenspiel von Mensch und Maschine in Unternehmen und Prozessen zu finden, um das vorhandene Potenzial auch ausschöpfen zu können.

Computer sind perfekt darin, vorgegebene Aufgaben und Vorgehensweisen zu optimieren. Das kann sogar soweit gehen, dass Ergebnisse „überoptimiert“ werden. Das haben wir im Laufe der Digitalisierung und Maschinisierung in den letzten Jahrzehnten in praktisch allen Branchen und Zusammenhängen gesehen und erlebt, sei es in der Werbevermarktung, im E-Commerce, in der Logistik oder in der industriellen Fertigung. Wenn wir uns aber Beispiele für Aktivitäten anschauen, die wir von Computern bis jetzt noch nicht gesehen haben, so taucht dort immer wieder der Gedanke einer „neuen Idee“ auf. Wir haben noch nie eine wirklich kreative Maschine erlebt, oder eine unternehmerische oder eine innovative. Auch wenn es „Gedichte“ gibt, die von Maschinen erschaffen worden sind oder „Gemälde“, die von selbstlernenden Systemen fabriziert worden sind: Alle sind letztlich Reproduktionen von gelernten Mustern, die hier lediglich in einer mathematisch optimierten Form von den Rechnern ausgespuckt werden. Keine Maschine kann sich von alleine überlegen, worüber sie ein weiteres Gedicht schreiben möchte oder was für ein Bild sie als nächstes malt.

Hinterfragen – Die menschliche Stärke

Ideenbildung in ihren vielfältigen Erscheinungsformen ist heutzutage ein Gebiet, auf dem die Menschen einen Vorteil gegenüber Maschinen haben. Menschen können hinterfragen, intuitiv wahrnehmen, aus eigenem Antrieb neue Lösungen suchen, Hypothesen aufstellen. Maschinen können nur Antworten auf Fragen geben, die ihnen Menschen vorgeben. Das ist schon unglaublich viel. Vor allem wenn Maschinen heute in der Lage sind, den Weg zur Antwort selbst zu finden. Aber die interessanten neuen Fragen müssen immer vom Menschen kommen. Schon Voltaire wusste – lange bevor es KI überhaupt gab -, dass es auf folgendes ankommt: „Beurteile die Menschen eher nach ihren Fragen, als nach ihren Antworten.“

Team WEGOFIVE
team@wegofive.net
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